Kleomenes III. (König, Agiade)
Militärischer Untergang von Sparta
Kleomenes III. (altgriechisch Κλεομένης Kleoménēs) wurde im Jahr 254 vor unserer
Zeit >> geboren. Von seinem Vater
Leonidas II. >> erbte Kleomenes III. im Jahr 235 vor unserer Zeitrechnung den Thron von
Sparta >> aus dem Haus der
Agiaden >>. Als Mutter des Kleomenes III. wird die berühmte Kratesikleia genannt. Die Namen der Geschwister des Kleomenes III. lauten Eukleidas (Bruder) und Chilonis (Schwester).
Agiatis
Nach dem gewaltsamen Tod des
Agis IV. >> aus dem Haus der
Eurypontiden >> verheiratete Leonidas seinen Sohn Kleomenes widerrechtlich mit dessen Witwe Agiatis.
Auf diese Weise ging der Besitz des Agis IV. in die Hände des Leonidas über - und folglich profitierte auch Kleomenes davon. Einst hatte Agis IV. große Reformpläne, von denen Agiatis natürlich wusste. Nachdem Kleomenes den Thron von Sparta bestiegen hatte, erzählte Agiatis ihm von diesen Reformplänen. Kleomenes III. hatte einen Lehrer mit dem Namen Sphairos von Borysthenes.
Kriege
Die Pläne des Agis IV. interessierten Kleomenes III. und er griff sie auf. Sein Vater hatte ihm einst zwar strikt verboten, von derlei Reformen zu reden - trotzdem griff Kleomenes III. sie auf.
Zunächst kamen jedoch Kriege auf die Tagesordnung Nr. 1. Kleomenes III. wollte nämlich die außenpolitische Lage Spartas verbessern. Durch List bemächtigte sich Kleomenes der Städte
Tegea >>, Mantineia und
Orchomenos >>.
Lydiadas von Megalopolis (griechischer Staatsmann und Heerführer) ahnte die Gefahr und wollte gegen Kleomenes zu Felde ziehen, doch Aratos von
Sikyon >> (Strategos [Feldherr] des Achaiischen Bundes) riet zur passiven Haltung. Kleomenes eroberte nun Belbina, ein Bergdorf am Pass nach
Messenien >>. Ein Versuch des Aratos, ihm die Orte Tegea und Orchomenos abspenstig zu machen, schlug fehl. Als Kleomenes nach Sparta zurückkehrte, besetzte Aratos Kaphyai. Kleomenes nahm seinerseits Methydrion ein und fiel ins Argivische Land ein.
Im Jahr 228 vor unserer Zeitrechnung wurde Aristomachos ("der Tyrann von
Argos >>") neuer Strategos der Achaier. Aristomachos erklärte Sparta den Krieg. Mit 20.000 Fußtruppen und 1000 Reitern trat er bei Pallantion 5000 Spartanern gegenüber, wurde jedoch von Aratos zurückgehalten. Im Anschluss fiel Aratos in
Elis >> ein. Kleomenes kam den Eleern zu Hilfe, überraschte die Achaier auf dem Rückmarsch und besiegte sie. Aratos musste fliehen, konnte jedoch die Stadt
Mantineia >> erobern.
Im Jahr 226 vor unserer Zeitrechnung kam es zur entscheidenden Schlacht bei Leuktra. Kleomenes besiegte die Achaier und Lydiadas (Tyrann von Megalopolis) wurde getötet. Der spätere Führer der Achaier, Philopoimen, floh mit den Überlebenden in die Stadt Messene.
Reformen
Dieser Sieg und die Tatsache, dass Eudamidas III., der König aus dem Hause der Eurypontiden (gemäß Pausanias
Eurydamidas >>), gestorben war und dessen Nachfolger Archidamos V. einem Mordanschlag zum Opfer fiel, verschafften Kleomenes den Freiraum, um seine lange geplanten Reformen zu verwirklichen und zugleich eine uneingeschränkte Alleinherrschaft zu errichten.
Nach dem Tod des Archidamos V. gab es keinen König der Eurypontiden mehr, was an dieser Stelle als Besonderheit hervorzuheben ist.
Es gab die Behauptung, dass Kleomenes Eudamidas III. vergiften ließ und Archidamos V. erschlagen. Diese Behauptung dürfte durchaus stimmen. Nachdem Kleomenes noch Heraia und Asea erobert hatte, kehrte er nach Sparta zurück. Er beauftragte Freunde, 4 der 5 Ephoren (Aufsichtsbeamte, siehe
Alkamenes >>) zu töten. Der Ephor Agylaios war verletzt in einen Tempel geflohen und überlebte.
Jetzt von einem Hammer berichtet: Kleomenes III. schaffte das Amt der Ephoren ab! Was war die Folge? Es gab keinen König aus dem Haus der Eurypontiden, sodass Kleomenes III. zum Alleinherrscher aufstieg. Nun kümmerte sich Kleomenes III. um die Reformen. Wie erwähnt, hatte ihm Agiatis davon erzählt. Über diese Reformen (Bodenreformen, etc.) wird umfassend berichtet. Bewertet werden diese Reformen als ausgesprochen sozial.
Ich möchte jetzt jedoch zum Highlight kommen, nämlich der Untergang Spartas in militärischer Hinsicht.
Militärischer Untergang
Vorab: Wenn da Untergang steht, ist nicht die Stadt Sparta damit gemeint.
Militärisch ging Sparta im Jahr 222 vor unserer Zeitrechnung unter.
Kleomenes III. war natürlich ausgesprochen erfolgreich und die herrschenden Kreise benachbarter griechischer Staaten gerieten in
Panik >>. Man wollte ein weiteres Vordringen des Kleomenes III. auf der
Peloponnes >> mit allen Mitteln unterbinden.
Aratos taucht nun wieder auf, der nämlich verbündete sich mit seinem ehemaligen Erzfeind Antigonos III. Doson gegen Kleomenes III. Antigonos III. Doson war ein Angehöriger der Dynastie der Antigoniden und wurde im Jahr 227 vor unserer Zeitrechnung König von
Makedonien >>. Die erste Dynastie der Könige Makedoniens heißt Argeaden und startet im 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung mit
Karanos >>.
Nun kam es zu einer dramatischen Eskalation, die heute in den Nachrichten als Eskalation apokalyptischen Ausmaßes bezeichnet würde.
Ptolemaios III. unterstützte Sparta gegen seinen Erzfeind Antigonos. Ptolemaios III. war von 246 - 222 vor unserer Zeitrechnung König von Ägypten. Ägypten ist natürlich weltberühmt - und dies nicht zuletzt wegen dem
Nil >>. Der Name Ptolemaios ist übrigens makedonischer Herkunft, siehe
Kleopatra >> (letzte Königin des ägyptischen Ptolemäerreiches).
Dieser Mega-Krieg startete im Jahr 224 vor unserer Zeitrechnung und dauerte 2 Jahre. Im Jahr 222 vor unserer Zeitrechnung wurde Sparta von Antigonos III. Doson besiegt und stieg in militärischer Hinsicht in die Bedeutungslosigkeit ab. Die entscheidende Schlacht fand bei Sellasia statt. Heute ist Sellasia ein Dorf mit dem Status einer Ortsgemeinschaft im Gemeindebezirk Inoundas der Gemeinde Sparta in der griechischen Region Peloponnes.
Wie schon erwähnt: Als Stadt bestand Sparta weiter, siehe dazu die Beschreibung unter
Lelex >>, dem mythischen Urkönig Lakoniens.
Tod
Nach der Niederlage floh Kleomenes III. nach Ägypten zu Ptolemaios III. Er hatte die Hoffnung, durch die Hilfe des Ptolemaios III. seine Herrschaft zurückzuerlangen. Ptolemaios III. starb jedoch bald darauf und seine Hoffnungen wurden zunichtegemacht.
Der neue König Ptolemaios IV. sah eine potenzielle Gefahr in Kleomenes und ließ ihn durch den mächtigen Höfling Sosibios festnehmen. Kleomenes konnte entfliehen und wollte danach tatsächlich einen Aufstand in Gang setzen, mit dem Ziel, selber König von Ägypten zu werden. Für dieses Vorhaben fand Kleomenes keine Anhänger unter der Bevölkerung Alexandrias.
Im Jahr 219 vor unserer Zeitrechnung nahm sich Kleomenes gemeinsam mit seinen engsten Getreuen das Leben.
Mit diesem Beitrag beende ich meine Reihe mit dem Titel Könige Spartas. Wer sich für die Könige Spartas bis 222 vor unserer Zeitrechnung interessiert, kann diese Geschichte lückenlos nachvollziehen (Links in dunkelblau folgen).
Bewertung
Die Reformen des Kleomenes III. werden als sehr sozial beschrieben, weshalb er von den Geschichtsschreibern der Antike in erster Linie positiv bewertet wird. Man kann heute darüber spekulieren, worum es Kleomenes III. wirklich ging. Immerhin hatte er sich durch Morde und Abschaffung der Ephoren die Alleinherrschaft gesichert.
Quellen
Pausanias, Reisen in Griechenland >> 2,9,1–4; 3,6,9; 3,10,7; 4,29,7–10; 7,7,3–4; 8,8,11; 8,27,15–16; 8,28,6; 8,49,4–6
Plutarch, Aratos
Plutarch, Kleomenes
Polybios, Historien 2,45–70
Literatur
Alexander Walthall: Becoming Kings. Spartan Basileia in the Hellenistic Period. In: Nino Luraghi (Hrsg.): The Splendors and Miseries of Ruling Alone. Stuttgart 2013, S. 129–163
Norbert Geske: Agis IV. und Kleomenes III. Ihre sozialen Reformen und das Volk von Sparta. In: Jens-Frederik Eckholt u. a. (Hrsg.): Geschehen und Gedächtnis. Die hellenistische Welt und ihre Wirkung. Berlin 2009, S. 45–92
Jörg-Dieter Gauger: Sparta. In: Hatto H. Schmitt, Ernst Vogt (Hrsg.): Lexikon des Hellenismus. Wiesbaden 2005, S. 997–1001
Paul Cartledge, Antony Spawforth: Hellenistic and Roman Sparta. London/New York 2002, S. 49–58
Hermann Bengtson: Kleomenes III., ein spartanischer König im Exil. In: Geschichte der Gesellschaft. Festschrift für Karl Bosl. Stuttgart 1974, S. 1–13
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